Bist du ein Christ?

Die Prüfung der Konfirmanden war noch bis in die 60er Jahre am Freitag vor der Konfirmation in der vollbesetzten Kirche in Waldkappel. Geprüft wurde entweder nach dem Kleinen Katechismus Martin Luthers, oder (im 20.Jh. seltener) nach dem Hessischen Katechismus der niederhessisch-reformierten Tradition. Mit letzterem verbindet sich die gern erzählte Prüfungsanekdote:

Der Pfarrer stellt in einer der letzten Unterrichtsstunden als Vorbereitung auf die Prüfung die Frage: „Bist du ein Christ?“, mit der der Hessische Katechismus beginnt. Er ruft ein Mädchen auf, aber das Mädchen kann ihm die rechte Antwort nicht geben. Traurig geht es nach der Konfirmandenstunde mit hängendem Kopf nach Hause. D’r Koch Hänns, der gerade aus dem Fenster guckt, merkt, daß etwas nicht in Ordnung ist.

Er spricht das Mädchen an: „Was simmeliersde denn als?“ „Joo, d’r Parr hodd mich gefroochd: ‚Bist du ein Chrisd?‘ Joo, unn ich wisses doch ned!“ „Dann mussd du andworden: ‚Ja, Herr‘“

Am Tag der Prüfung fragt der Pfarrer das Mädchen wieder: „Bist du ein Christ?“ Das Mädchen antwortet im Bewußtsein der richtigen Antwort laut und deutlich: „Ja, Herr“ Der Pfarrer fährt fort und stellt die nächste Frage: „Woher weißt du das?“ Die richtige Antwort hätte lauten müssen: „Daher, daß ich getauft bin auf den Namen unseres Herrn Jesus Christus und die christliche Lehre weiß und glaube.“ Das Mädchen aber sagt: „D’r Koch Hänns hod’s meh gesbrochn.

Am aufkommenden Gelächter der Kirchenbesucher nahm unsere Konfirmandin mit hochrotem Kopf zur Kenntnis, daß hier etwas nicht stimmen müsse. Besonders geschmunzelt soll der Koch Hänns haben, als er von der lustigen Geschichte noch am gleichen Tage hörte. Er war ein Freund lustiger Geschichten und verstand es, sich mit viel Pfiffigkeit durchs Leben zu schlagen.


Verfaßt von Pfarrer Hocke nach einem Bericht von Horst Hildebrand 10/ 1999

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